Information und unsere Empfehlungen zur Qualifikation für Psychotherapie und psychologische Beratung
Durch die Überprüfung hunderter Therapeutinnen und Therapeuten, sowie Beraterinnen und Berater haben wir festgestellt, dass das Verständnis über eine angemessene Qualifikation für das Ausüben von psychologischer Beratung und Psychotherapie sehr unterschiedlich ist. Der folgende Text gibt neben grundsätzlichen Informationen unseren Standpunkt wieder und enthält einige Empfehlungen.
Die Begriffe Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung
Streng genommen können in Deutschland nur Berufsschulen, Fachschulen und Universitäten Ausbildungen geben. Alles andere sind Weiterbildungen oder Fortbildungen. Viele private Institute schreiben Weiterbildungen oder manchmal nur mehrtägige Fortbildungen als Ausbildung aus. Das verursacht viel Verwirrung.
Weiterbildung für Therapie und Beratung
Unter „Weiterbildung für Therapie und Beratung“ verstehen wir einen 2-4 jährigen Kurs, der Theorie, Methodik, Selbsterfahrung und Supervision beinhaltet. Dadurch wird das grundlegende Wissen und die Fertigkeiten für die Ausübung von Beratung und Therapie erlernt. Neben dem Erwerben von Methodenkompetenz spielt die eigene Prozesserfahrung, die durch Selbsterfahrung vermittelt wird, eine wesentliche Rolle. Gute Institute begleiten die Lernenden über den ganzen Zeitraum der Weiterbildung mit Supervision. Solche Weiterbildung gibt es grundsätzlich für alle therapeutischen Schulen.
Eine Heilpraktikerausbildung ist keine Weiterbildung für Beratung und Therapie
Die Heilpraktikerausbildung dient primär zur Prüfungsvorbereitung auf die Amtsarztprüfung. Hier wird ein wertvolles psychologisches Wissen vermittelt. Dies ersetzt jedoch keine Weiterbildung für Therapie oder Beratung, da diese praktisch und selbsterfahrungsorientert aufgebaut sein muss.
Als Basisqualifikation für das Ausüben von Psychotherapie oder psychologischer Beratung, ist deshalb neben der Heilpraktikerausbildung eine Weiterbildung für Beratung und Therapie nötig. Da eine Weiterbildung für Beratung oder Therapie ganz andere Strukturen und Ressourcen von der Weiterbildungsstätte fordert, empfehlen wir, eine solche Weiterbildung in einem darauf spezialisierten Institut zu machen.
Qualifikation für psychologische Beratung
Bei der psychologischen Beratung handelt es sich nicht nur, wie von Laien oft irrtümlich verstanden, um die Beratung eines Experten mit viel Wissen, sondern vorwiegend um eine Begleitung von psychologischen Prozessen. Daher sind die benötigten Basiskompetenzen und der Qualifizierungsprozess für Berater grundsätzlich ähnlich wie die für Therapeuten. Weiterbildungen für Berater, die nur Wissen vermitteln, sind daher nicht ausreichend. Eine Weiterbildung für Beratung sollte daher in ähnlich Weise wie für Psychotherapie praktisch und selbsterfahrungsorientert aufgebaut und mit Supervision begleitet sein.
Differenzierung Familientherapie, Systemische Therapie und Familienstellen
Die Systemische Therapieschule entwickelte sich historisch aus der Familientherapie, deren Wurzeln in die 50er Jahre zurückreichen. Sie umfasst eine Vielzahl von Ansätzen und Methoden. Nachdem systemische Methoden immer häufiger in der Einzeltherapie und -beratung eingesetzt wurden, folgte die Namensänderung von Familientherapie zur Systemischen Therapie und Beratung. Häufig wird sie auch als Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie bezeichnet. Selbstverständlich arbeiten heute auch viele Therapeuten und Berater anderer Schulen mit Paaren und Familien.
Familienstellen und System-Aufstellung
Die Familienaufstellung oder weiter gefasst die System-Aufstellung ist eine Methode, die sich aus den systemischen Theorien und Methoden wie Familien(re)konstruktion und Familienskulpturen heraus entwickelt hat.
Die angebotenen Fort- und Weiterbildungen für Familien- oder System-Aufstellung vermitteln meist nur die eine Methode und sind damit als Basisqualifizierung für das Angebot von Beratung und Psychotherapie nicht ausreichend. Die Voraussetzung dafür wäre eine grundsätzliche systemische Weiterbildung oder eine Weiterbildung einer anderen Therapieschule.
Qualitätssicherung von Weiterbildungen
Jede Therapieschule hat Fachverbände, welche Qualitätskriterien für Weiterbildungen aufstellen. Für die Systemische Therapie und Beratung heißen die Fachverbände „Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie“ (DGSF www.dgsf.org) und die „Systemische Gesellschaft“ (SG systemische-gesellschaft.de). Hier finden Sie die Liste der psychotherapeutischen Fachverbände anderer Schulen.
Wir empfehlen zur Qualifizierung für Beratung oder Therapie eine anerkannte Weiterbildung zu absolvieren. Der Vorteil ist, dass die Weiterbildung garantiert hochwertig ist und sie bei Fachleuten und Einrichtungen anerkannt wird. Die Kosten von anerkannten und nicht anerkannten Weiterbildungen unterscheiden sich oft nicht oder nur wenig. Die Qualitätsunterschiede hingegen sind teilweise sehr groß. Hier finden Sie einige von der SG und DGSF anerkannten Institute.
Heilzulassung
Um in Deutschland Psychotherapie anzubieten, benötigt man eine Heilzulassung. Diese kann durch die Approbation zum Arzt, zum Psychologischen Psychotherapeuten, zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder über die Heilpraktikerzulassung erworben werden. Bei letzteren gibt es den „Heilpraktiker“ (ohne Einschränkung) oder den „Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie“.
Darstellung der Kompetenzen und Angebote
Es ist eine Frage der Berufsethik, seine Kompetenzen und Angebote entsprechend der eigenen Qualifikationen darzustellen. Wir empfehlen für Ihr seriöses Erscheinungsbild darauf sorgfältig zu achten.
Geben Sie aussagekräftige Daten über Ihre Qualifikation an
Wir empfehlen immer den Namen des Instituts anzugeben, in dem Sie die Weiterbildung absolviert haben. Wenn die Weiterbildung von einem Fachverband anerkannt ist, sollte dieser auch angegeben werden.
Dadurch können sich Interessentinnen und Interessenten über die Weiterbildung informieren. Zudem grenzen Sie sich von Anbietern ab, die nur kurze Fortbildungen besitzen, die als Ausbildung deklariert wurden, oder von Anbietern die nur einen Fernlehrgang absolviert haben.